Älterwerden.
Er ist wieder weg, wieder einmal weg, bei ihr oder einer anderen, wer weiß das schon. Ich wollte immer frei sein, immer frei atmen, frei leben, und nun sitze ich bei manch einem in der Küche und sehe den liebenden Ehemann und Vater seine Kinder umsorgen, und der Frau vertraut über den Rücken streicheln und kochen, überall stehen Familienfotos und Urlaubsbilder, und alles was ich spüre ist Sehnsucht nach einem Mann, der nicht alles ins Chaos stürzt, der nicht eine Art großes Kind ist, das sich ständig in Schwierigkeiten bringt, trotz des Charmes, natürlich trotz des Charmes, und mich bestätigt der Blick auf die Schlanke, die nun schon so lange Ehefrau des gealterten Don Giovanni ist, und trotz seines immer noch nicht erkalteten Charmes doch nur noch seine Launen und seine Sprunghaftigkeit sieht, zumindest sagt das ihr Blick, wie sie ihn mit einer Mischung aus Abscheu und Resignation mustert. Ja, ein Don Giovanni verliert im Alltag schnell seine Galanterien und übrig bleibt eine nervenaufreibende Instabilität, dass man sich glatt zum langweiligen Biederehemann in die Wohnung wünscht, oder bedeutet mein Gedanke nur, dass ich älter werde?