Fremdheit.
Er ist mir fremd, an manchen Tagen. Gestern schon, als ich wieder von einem langen Tag mit Meetings und Fernfahrten komme und zuhause mit einem Glas Rotwein sitze, und er vom Biertrinken mit einem Freund kommt, nach Knoblauch und Ouzo riecht und mich in den Arm nehmen will und ich wegrutsche.
Ich traue mich kaum, es zu schreiben, aber ich habe tatsächlich keine Lust auf Sex. Null. Das ist neu für mich. Ich habe immer Lust auf Sex, ich brauche Sex, um mich zu entspannen, um einen stressigen Tag stressig sein zu lassen, ich brauche Sex, um mich wohlzufühlen, und einzuschlafen, gerne kurz, aber oft.
Nun hatten wir letzte Woche ein einziges Mal Sex und es ist mir gar nicht aufgefallen, wie wenig es war. Und das war zugleich das letzte Mal. Gestern hätte er gerne gewollt, merke ich. Er schmiegte sich an mich und fasste mich an, aber als ich nicht reagierte, gab er auf. Ich weiß nicht, ob ich ihn nicht auch absichtlich abweise, weil es mich nervt, dass er so schnell aufgibt. Dass wir vorher so oft und viel Sex hatten, lag an mir, weil ich die Initiative ergriffen habe und mich nicht abwimmeln ließ. Er zeigt ein bisschen Interesse, und wenn ich dann nicht aktiv werde, lässt er es bleiben.
Es geht mir sowieso auf die Nerven, dass immer ich alles entscheiden soll. Was machen wir heute, was kochen wir heute, willst du dorthin, willst du jenes - ich will vor allem nicht entscheiden, und sage das auch, aber was bringt es.
Ich bin frustriert. Ich weiß nicht, warum.
Weil auch eine emanzipierte Frau gern einen starken Mann hätte, der stärker als man selbst ist und in den richtigen Momenten auch dominant..