Melancholia.
Der Mann ist schlecht drauf. Er hat Angst wegen Corona. Er macht sich Sorgen um seine alte Mutter, um seinen Job, um sich und darum, was werden soll.
Ich fühle mich wie die Protagonistin in Lars von Triers Melancholia. Ich kann mir meine viermilliarden wöchentlichen Dienstreisen sparen, mein Arbeitsalltag hat sich dadurch deutlich entzerrt, ich brauche kein schlechtes Gewissen haben, dass ich keine anderen Menschen sehen will, und nun muss ich mich noch nicht mal schlecht fühlen, wenn ich bei gutem Wetter auf dem Balkon sitze, aber zu faul zum rausgehen bin - ist ja auch besser, Infektionsschutz und so. Heute morgen wache ich regelrecht gutgelaunt auf, sogar so etwas wie "fröhlich" (wer hätte das gedacht?), während alle um mich herum Endzeitstimmung verbreiten und ich irgendwann noch jemanden dafür umbringen werde, dass er oder sie "Bleib gesund!!" statt "Viele Grüße" als neue Grußformel nutzt. Muss ich mich schlecht fühlen, weil ich mich gerade ganz gut fühle? Wer weiß.