Schicksale.
Mit der Steigerung meines beruflichen Erfolgs, so scheint es mir manchmal, hat im Gegenzug mein Erfolg beim anderen Geschlecht nachgelassen. Vermutlich verunsichere ich den ein oder anderen Mann oder zumindest komme ich immer wieder in die Situation, dass ich merke, dass mein Gegenüber nicht damit umgehen kann, dass ich ihn in puncto Souveränität um Meilen übertreffe. Manchmal denke ich dann an meine beginnenden Zwanziger zurück, in denen ich zwar auch schon furchtbar abgebrüht agierte, aber immerhin noch mädchenhafter aussah, außerdem manchmal durchaus schüchtern sein konnte und mir außerdem meiner Attraktivität noch nicht bewußt war. Nun hingegen fürchte ich, dass mir meine im Alltagsleben durchaus angenehme Entspanntheit, mein milder Sarkasmus und das Wissen, dass die Probleme von anderen mit mir meist recht wenig zu tun haben, noch nicht mal mit viel Phantasie als schüchtern oder mädchenhaft interpretiert werden könnten, und das sind nunmal aber leider die Eigenschaften, die die Männer, für die ich mich interessiere, für kapital wichtig halten, zumindest offenbar. Die einzigen, die mich zuverlässig anflirten, sind introvertierte, schmalbrüstige, jungenhafte Männer, vermutlich auf der Suche nach einer Mutterfigur, bei deren unbeholfenem Lächeln ich mich jedes Mal fassungslos in der Bahn zu meinem Spiegelbild in der Fensterscheibe drehe und mich innerlich laut aufseufzen höre.