Familienbesuche.
Die Mutter des Mannes kommt. Mit ihrem Freund.
Die Mutter des Mannes meckert von morgen bis abends.

Zur Mutter des Mannes komme ich an Ostern mit. Und an Weihnachten. Und vielleicht noch, wenn mir keine Ausrede einfällt, an ihrem Geburtstag. Aber sonst nicht. Und wenn sie hierher kommt, dann bin ich weg. Aber heute bin ich zuhause. Leider.

Ein Hoch darauf, dass diese Wohnung nur Durchgangszimmer und Glastüren hat. Eigentlich mag ich das. Heute mag ich das gar nicht. Nun sitzen sie im Wohnzimmer, und wo soll ich hin? Ich sitze also im Arbeitszimmer, im Aquarium, auf dem Präsentierteller, und tue so, als ob ich arbeiten würde. Zuvor habe ich mich noch mit dem Mann gestritten ob seiner Penibilität. Die ganze Wohnung putzt und wienert er, weil seine Mutter kommt, die dann wieder von morgens bis abends meckert, und der Mann danach nur schlechte Laune deswegen hat. An meinem Putzstil (ich bin nun wirklich keine Hausfrau) lässt er kein gutes Haar, ebenso, wie er sich dauernd beschwert, ich würde die Schubladen offen lassen (merke ich nicht) und sowieso so unordentlich sein. Ich hatte ihm das schon bei unserem ersten Date gesagt, dass ich unordentlich bin. Ich bin eben nur in meinem Beruf gut (immerhin das), ansonsten halten sich meine menschlichen und restlichen Qualitäten eher so in Grenzen.

Vor allem bin ich kein Familienmensch. Ich auch nicht., sagt der Mann. Wohl!, denke ich, wenn er jeden Donnerstag brav zu seiner Mutter fährt und ihr die Wohnung putzt, während sie ihn zum Dank anmeckert. Ich hasse Familie.




schlupf am 04.Sep 19  |  Permalink
Eindringlinge in den eigenen vier Wänden dulden zu müssen, ist schlimm.